Charlotte Angerer

Hallo zusammen, als erstes möchten wir noch mal sagen, dass uns die Verschiebung der Beerdigung unsere Mama nicht leicht gefallen ist und dafür um Verzeihung bitten,

Euch die dadurch ggf. Umstände hatten und vielleicht auch nicht rechtzeitig informiert worden sind und auch unsere Mama, die noch nicht so verabschiedet worden ist, wie es sich gehört….Irgendwie fühlt es sich ja komisch an, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist und keine Beerdigung stattfindet….das wollen wir heute gemeinsam ändern.

 

Danke, dass Ihr alle da seid, um heute noch mal gemeinsam unsere, von uns Kindern für immer geliebte Mama zu verabschieden!

 

Ich möchte hier noch mal wiederholen was schon in unserer Traueranzeige stand:

 

9 Leben geschenkt.. 

Immer gegeben...

Beste Freundin...

Beste Mutter...

Unbegreifliche Kraft in größter Bescheidenheit...

Unsere größte Liebe...

Unser größtes Herz hat aufgehört zu schlagen...

Unsere Liebe, unsere Gedanken, in größter Dankbarkeit für immer! 

Mama wir lieben Dich!

 

Heute an diesem traurigen Tag, wollen wir noch mal ganz besonders Danke an unsere Mama sagen und das mit Respekt, Ver- und Bewunderung, für die unglaubliche Energie und Leistung mit der unsere Mama immer gut gelaunt, klug, immer für alle das seiend, nie klagend und stets Probleme lösend , mit Humor und gutem Geist ihr Leben gelebt, gegeben und mit uns geteilt hat…

 

Manche von Euch wissen mehr über unsere Mama, manche weniger bzw. man hat ja nicht immer alles im Bewusstsein.

 

Deshalb möchten wir hier noch mal ein paar Dinge aus dem Leben von unserer Mama …von Charlotte … von den meisten Lotte genannt…reflektieren.

 

Lotte, damals als Baby auch mal Lottchen genannt, die ihr Leben am 05.05.1937 als Charlotte Kohler in Augsburg begonnen hat, um schon 28 Monate später im Alter von 2 Jahren und 4 Monaten als kleines, schutzbedürftiges Mädchen ihr junges Leben im zweiten Weltkrieg zu erleben…

 

Das bedeutete die kleine Charlottte, lebte schnell als kleines Mädchen, in einer Welt mit einem furchtbaren, wahnsinnigen Krieg.…

 

Die Stadt Augsburg in der Charlottes Leben gerade erst begonnen hatte, wurde mehr als zehn mal  bombardiert. Wobei alleine schon, bei zwei der schwersten, verheerendsten Bombenangriffen insgesamt über 1000 vollbeladene  Bomber, 370 Tonnen Sprengstoff-Bomben, 134 Tonnen Brandmittel, sowie 300 000

weitere Brandbomben, Phosphorkanister und Flüssigkeitsbomben in Heimatstadt des  kleinen Mädchen Lotte abwarfen und so große Teile der Stadt Augsburg in Feuer, Schutt und Asche legten und damit Angst und Schrecken verbreiteten.

 

Das heißt Lotte musste schon sehr, sehr früh ein mutiges Mädchen sein.

 

Als der 2. Weltkrieg zu Ende war, war Lotte gerade mal ein 8 jähriges Mädchen, dass davon schon ganze 5 Jahre und 8 Monate  in einer Welt mit einem Höllenkrieg lebte und diesen Gott sei Dank überlebt hat.

 

Ohne das Überleben von Lotte, wären wir alle, all Ihre vielen Kinder und alle die daraus hervorgingen nie geboren worden.

 

Es hätte all die daraus resultierenden Beziehungen und Freundschaften nicht gegeben, nicht die vergangen, nicht die gegenwärtigen und auch nicht die Zukünftigen…

 

Charlotte, ein Kind, das Anfangs im Krieg vor herannahenden Jagdflieger mit Freundinnen, auf dem Heimweg von der Schule, ohne es zu wissen, um Ihr Leben gelaufen ist… und dieses Gott sei Dank mit kindlichem Bewusstsein und schon damals mutigen Geist, als „Fangespielen“ erlebt und uns geschildert hat…wurde nachfolgend zur super starken Frau die unglaubliches geleistet hat..

 

Die anfangs kleine Charlotte hat im Laufe Ihres Lebens sehr, sehr viel Verantwortung übernommen, sie war in Ihrem Leben 81 Monate schwanger und hat viele Jahre Ihres Lebens an die Familie gegeben…eigentlich fast das ganzes Leben..mit viel zu wenig Urlaub und viel, viel zu viel Arbeit, aber immer großartig mit  Mut und immer gutem Spirit!!

 

Wir haben allergrößten Respekt und Dankbarkeit für alles was unsere Mutter jederzeit und immer selbstlos geleistet und gegeben hat…

 

Mama wir danken Dir für alles und werden immer in Liebe an Dich denken!

„Lieb hab von uns allen“…und ich sags auch von allen die nicht hier sind und allen

die dich jemals gekannt haben…denn alle mochten Dich und viele liebten Dich und tun es heute noch…

 

Lotte lernte am Anfang als junge Frau den Beruf der „Buchbinderin“ und jobbte auch ab und zu als Bedienung.

Bei einem dieser Jobs lernte Lotte unseren Vater und Ihren zukünftigen Ehemann „Walter“ kennen, der im 2. Weltkrieg als junger Soldat der Luftwaffe,  in französischer Kriegsgefangenschaft geraten war und dort ca. 2 Jahre verbrachte.

 

Nach dem Krieg lernte Walter den Beruf des Kaufmann im Musikhaus Lindberg, wo er seiner Leidenschaft zur Musik und speziell dem Gitarrenspiel wieder näher kommen konnte. Denn urspünglich wollte unser Vater vor dem Krieg Musik studieren und hatte sich auch vor dem Krieg am Mozarteum Salzburg um einen Studienplatz bemüht, jedoch durchkreuzte eben der Krieg alle Pläne und damit zunächst den  beruflichen Werdegang und  die Leidenschaft zur Musik, führte dafür aber so über Umwege zu seiner zukünftigen Liebe, Ehefrau und neuen zusätzlichen Leidenschaft Charlotte.

 

Denn unser Vater spielte inzwischen mit einer Band wo immer und so oft es ging an verschiedenen Lokationen und so auch in einer, in der Lotte mal jobbte. Sie lernten sich kennen, beide jung, blendend gut aussehend,  hungrig und gierig nach Leben, Liebe und Leidenschaft.

 

Lotte hatte schon ein Kind von einem anderen Mann, doch Walters neue Leidenschaft Charlotte und die gemeinsame Romanze waren so groß, dass er gemeinsam mit Lotte im weiteren Leben noch 8 weitere Kinder zeugte…

 

Die Leidenschaft von Walter zu Lotte war übrigens so groß, dass Walter des öfteren, mit einem damals verfügbaren alten lahmen Moped der Klasse „Schwalbe“,  über 70 km bei Wind und Wetter mit wehenden Haaren von München nach Augsburg, zu seiner Liebe Charlotte gefahren ist…

die dann folgenden 8 Kinder sprechen für sich…

 

Das gemeinsame neue Leben führten über Musik, dem Gitarrenspiel, den gemeinsamen Erfahrungen in der Gastronomie zur Idee der Selbstständigkeit und so letztendlich von Bayern nach Baden Würrtemberg zur ersten eigenen Tanzbar mit Livemusik und eigener Band zur  „Atlantik-Bar“  in Heilbronn-Böckingen.

Es gab Zusammenarbeit mit anderen Gastronomen wie z.B.  „Latasch“ und seiner Bar Palette in der Wilhelmstraße und letztendlich der eigenen Gaststättte Forelle in der Rosenbergstraße in Heilbronn.

 

Es folgten super schöne und auch harte Zeiten in der Gastronomie, dem Nachtleben, der Musik und mit einer letztendlich sehr großen Famile. 

 

 

 

 

Es gäbe Tonnen von Geschichten aus Deinem und unserem Leben zu erzählen…

Geschichten von Augsburg bis nach Neuenstadt…

 

Geschichten aus der Zeit vor meinem eigenem Horizont..

Deine besonders bunte turbulente Zeit im Musiker und Gastronomieleben…

die auch seit meinem Bewusstsein für mich in bunter Erinnerung sind…

 

Die Gastrozeiten waren manchmal super hart aber auch wild toll und bunt…es gab dort auch viele lange bunte vielfältige Freundschaften und viele Menscheleien… es war immer viel und etwas los…

und Dich habe ich dabei immer in guter Erinnerung…immer da…immer present..

Für viele Beraterin und Freundin…und immer wieder Mutter Mutter Mutter…

Du hast viel geleistet und viel gearbeitet…viel mehr als normal…und irgendwie auch zuviel…aber Du hast es getan….Großartig…Ungewöhnlich…Aussergewöhnlich…

 

Für Dich liebe Mama stand der Mensch immer im Vordergrund, so hast Du hast Dich beispielsweise schon früh, mutig und schützend als junge Frau in Deinem Gastroleben vor einen schwarzhäutigen Soldaten gestellt um diesen vor weißen Gis in der Heilbronner Bar Palette zu schützen, die diesen Menschen in rassistischen Streitereien bedroht haben und zusammenschlagen wollten… Du hast Dich mutig vor Menschen in schwacher Position gestellt…immer Schutz und Mut geboten…für andere und erst Recht für uns…

Warst für Deine Kinder immer ein gutes, freundschaftliches, sehr menschliches Vorbild.

 

Ich ..wir haben auch die vielen schönen Zeiten an der Natur, z.B. beim Fischen mit Dad an der Schefflenz erlebt und geliebt…wo wir fette T-Bone Steaks gegrillt haben …oder Du ohne Führerschein…totesmutig mit uns..mit Papas Auto am Ufer den Fluss entlang gefahren bist und wir fast in die Hosen gemacht hätten…

 

Die vielen schönen Zeiten am sogeannten „Amisee in Weinsberg“ …super viele Barbecues dort…tolle Parties, tolle Zeiten mit sehr vielen und wunderbaren Freundschaften…

 

Man Mama, was hast Du alles gemacht…für Musiker, Gäste, Freunde, Mann und Kinder…

Die kleine Charlotte…die riesen große Charlotte …mit riesem Spirit…

Eine super schöne Frau …eine Freundin für viele Seelen und auch Gäste in der Gastro damals…

 

Eine Mutter von 9 Kindern… Eine Mutter wie es sie heutzutage nicht mehr gibt..

Eine stolze Frau mit einem großartigem Herz und gutem Geist!

 

Danke Mama für die gemeinsame Zeit!

Dein Leben hat mit Kriegsjahren begonnen, und mit uns vielen Kindern und all der Arbeit, war es gelegentlich auch ein Kampf..auch manchmal vielleicht ein Überlebenskampf den wir Kinder gar nicht bemerkten…weil Du es nicht zugelassen hast…

Wir hatten sehr viel Freude, Freundschaft und Liebe mit Dir und für Dich, Du warst und wirst immer in uns Kindern leben, wir werden Dich immer als das erinnern was Du warst, eine selbstlose, stolze, großartige Frau mit riesem Herz und Humor! 

Dort wo Du nun bist, hast Du Frieden und einen Platz in unserer Seele, unserem Herzen und in der Erinnerung derer die Dich geschätzt haben...

Und in jedem Fall bist und bleibst Du nicht alleine...

Denn das Leben ist so unendlich viel kürzer als die Zeit vor unserer Geburt und nach unserem Tod...

D.h. am Ende sind wir alle wieder da wo wir schon immer vor unserer Zeit auf Erden waren...

Das muss dann wohl da sein, wo Du bist..

Bis dahin Mama, Charlotte …Lotte!!!

Wir lieben Dich Mama!

Deine Kinder!