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Neue Form der Bestattung: Mit der Reerdigung zurück in die Natur

Autor Ulrike Kübelwirth

© ImagineSine/AdobeStock

„Meine Erde“, so heißt ein junges Unternehmen in Norddeutschland, das eine ganz neue und außergewöhnliche Form der Bestattung anbietet: die sogenannte Reerdigung. Dabei wird der Leichnam in einem Ruhebett auf Heu, Stroh und Grünschnitt gebettet. Blumen als Beigabe sind ausdrücklich erwünscht. Innerhalb von 40 Tagen wird er dann zu Erde.

„Die Natur weiß genau, was zu tun ist. Sie verwandelt den Körper nach dem Tod in fruchtbare Erde. Ganz natürlich. Sanft und nachhaltig“, erklären die beiden Firmengründer Max Hüsch und Pablo Metz. Auf dieser so gewonnenen Erde kann dann wieder neues Leben gedeihen. „Der natürliche Kreislauf schließt sich bei der Reerdigung“, berichten die Geschäftsführer. Für die beiden Jung-Unternehmer ist die Reerdigung „die natürlichste Art zu gehen: Das Ende als Neuanfang“.

Reerdigung: Pflanzen der Grabesstelle mit Baum oder Blumen

Das Ruhebett befindet sich bei einer Reerdigung in einem sargähnlichen Behältnis – dem sogenannten „Kokon“, der optimale Bedingungen für den natürlichen Verwandlungsprozess bietet. Bis zum Abschluss dieser Transformation bleibt der „Kokon“ verschlossen. Über Anschlüsse für Wasser und Luft wird der Prozess gesteuert. Natürliche Mikroorganismen im menschlichen Körper und den pflanzlichen Materialien transformieren den Laib in 40 Tagen.

Danach wird die neue Erde dem Kokon entnommen. Verbliebene Knochen und Knochenfragmente werden verfeinert und dem Humus wieder beigegeben. So entsteht feinrieselige Erde, ein idealer Nährboden für neues Pflanzenleben. Nach dem Ausbringen auf einem Friedhof der Wahl kann man die Grabstelle dann direkt mit einem Baum oder Blumen bepflanzen.

Prozess bei Reerdigung dauert 40 Tage

Für den 40-tägigen Transformationsprozess finden die „Kokons“ in freien Friedhofskapellen Platz. Diese nennen Metz und Hüsch, die Geschäftsführer der Firma "Meine Erde", „Alvarium“ (lateinisch für Bienenstock). Eine Bezeichnung, die zwei Aspekte berücksichtigt: Sie knüpft an das Kolumbarium – einen oberirdischen Gedenkort zum  Aufbewahren von Urnen und Särgen – an, und nimmt Bezug auf die schützende, umhüllende Struktur eines Bienenstocks.

Erlaubt ist die Reerdigung derzeit in Schleswig-Holstein, dem Gründungsland von „Meine Erde“. Reerdigungsstellen gibt es in Kiel, Mölln, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Ihr Preis liegt bei etwa 2.900 Euro, da die Kosten für Sarg oder Urne entfallen. Wie die spätere Grabstelle aussehen soll, das entscheiden Hinterbliebene gemeinsam mit einem Bestattungsinstitut. „Meine Erde“ arbeitet deutschlandweit mit ausgesuchten Partnerbestattern zusammen – im Kreis Heilbronn ist dies die Trauerhilfe Désirée Kühne in Bad Rappenau.

Vorbild der Reerdigung aus der Tierbestattung

Ganz neu ist die Bestattungs-Methode der Reerdigung nicht. Im Jahr 2017 gründete Katrin Spade in den Vereinigten Staaten von Amerika das Start-up Recompose mit dem Ziel, die Bestattung klima- und umweltfreundlich zu gestalten. Ein Beispiel nahm sie sich daran, dass dort schon seit Jahrzehnten tote Tiere in pflanzliches Material gelegt werden, um eine natürliche Zersetzung zu Humus zu beschleunigen. 2022 reerdigte „Meine Erde“ den ersten verstorbenen Menschen in Mölln. Seitdem arbeiten die beiden Firmengründer unermüdlich daran, allen Menschen, die einen ökologischen Abschied wünschen, diesen auch zu ermöglichen.

Seit 2023 engagiert sich auch die Stiftung Reerdigung für die Verbreitung und Akzeptanz der innovativen Bestattungsform und arbeitet aktiv an der Förderung der grünen Transformation der Bestattungskultur mit dem Ziel, Umwelt und Klimaschutz zu stärken. Zudem setzt sie sich mit Bildungs- und Förderprojekten dafür ein, dass Sterben, Tod und Trauer Teil des Lebens werden. Eine weitere Form der ungewöhnlichen Bestattung bietet der Hamburger Sport-Verein für Fußball-Fans an.