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Umgang mit Trauer: Männer reagieren auf Todesfall anders als Frauen

Autor Ulrike Kübelwirth

© Benjamin Nolte/dpa-tmn

„Männer weinen heimlich. Männer brauchen viel Zärtlichkeit. Männer sind so verletzlich. Männer sind einsame Streiter. Müssen durch jede Wand, müssen immer weiter.“ In seinem berühmten Song „Männer“ hat es Herbert Grönemeyer auf den Punkt gebracht: Männer haben ganz eigene Überlebensstrategien. Damit trauern sie auch anders als Frauen. Frauen kommunizieren, Männer schweigen - auch bei Todesfällen nahestehender Menschen.

Um über den Verlust eines geliebten Menschen zu sprechen, brauchen Männer in der Regel eine viel längere Anlaufphase. Während Frauen oft Gleichgesinnte in Trauercafés oder in Trauergruppen suchen und sich dort aktiv einbringen, geben sich die Männer meist zurückhaltend und bleiben schweigsam. Der Mann als „einsamer Wolf“ trauert im Geheimen. Nach außen hin wird der Verlust seitens der Männer frei nach dem Motto „ein Indianer kennt keinen Schmerz“ kaum sichtbar. „Statt über ihren Kummer zu sprechen, machen sie ihn lieber mit sich selbst aus“, erklärt Redakteur und Trauerbegleiter Thomas Achenbach in seinem Buch „Männer trauern anders – Was ihnen hilft und gut tut“ (Patmos Verlag). Allerdings brauchen Emotionen infolge von Trauer durchaus ihren Raum.

Bei Trauer: Männer sind ängstlicher als Frauen

"An Themen wie Trauer und Verzweiflung gehen Männer vor allem mit dem Verstand heran", erklärt der Trauer-Experte. Schließlich sei das heutige Männerbild immer noch vom 20. Jahrhundert geprägt - dem Jahrhundert der beiden Weltkriege. Da mussten Soldaten hart gegen sich und andere sein, um selbst zu überleben. „Zartheit und Empfindsamkeit bei Männern war in Kriegszeiten nicht gefragt, war verboten und lebensgefährlich“, schreibt Achenbach. Traurige Männer, die dies zeigen, befürchten wohl, angreifbar zu sein oder eben die Trauer nicht unter Kontrolle zu haben. Männer lenken sich eher ab.

Trauerbegleitung nehmen Männer nur selten in Anspruch. Bei allen Themen rund um das Sterben, den Tod und die Trauer seien sie generell ängstlicher als Frauen. Deshalb brauchen sie andere Trauer-Hilfsangebote. „Wenn wir Männern mit Angeboten wie ‘Jetzt schreiben wir mal einen Brief’ oder Ähnlichem gekommen sind, gab es meistens enttäuschte Gesichter. Sogar ein Abend mit einer Feuerschale hat nicht funktioniert, obwohl ich mir da sicher war, dass das was ganz klassisch Männliches ist. Aber immer, wenn wir einfach nur geredet haben, also unter Männern, dann ging‘s rund“, berichtet Thomas Achenbach.

Männer in Trauer: Haushaltsführung oft ein Problem

Und: Witwer, so hat der Experte und Buch-Autor, festgestellt, benötigen in der Zeit der Trauer vor allem praktische Hilfe bei der Gestaltung ihres Alltags – beispielsweise im Haushalt, beim Kochen oder beim Bügeln. Zudem beschäftigen sich Männer mit der Frage, mit wem sie künftig in Urlaub fahren werden.

Eine Koch- und Lerngruppe sei deshalb hilfreicher als ein Trauercafé oder ein Männer-Trauerstammtisch. „Denn: Wer heute um die 70 Jahre alt ist, der ist in einer Generation aufgewachsen, in der die Frauen kochten und für den Haushalt sorgten, während die Männer das Geld verdienten. Mit der Folge, dass Männer heute vor dem Problem stehen, dass sie nie wirklich gelernt haben, sich zu versorgen“, erklärt Achenbach.

Männer haben Probleme, Gefühle zu zeigen

In so einer Gruppe könnten Männer beispielsweise Fähigkeiten und Kenntnisse austauschen, die sie bisher nicht gelernt hätten. Nach der Erfahrung des Trauer-Experten haben Männer auch noch etwas anderes nicht gelernt: ihre Gefühle zu zeigen. „Männer wirken oft wie erstarrt oder wie unbeteiligt“, sagt er und empfiehlt, darin nicht eine Distanz zu sehen, sondern die Möglichkeit, mit ihrer Trauer umzugehen. Tränen und Mitgefühl, die mit Trauer und Verlust verbunden sind, seien nicht so ihr Ding. Denn so wenig wie mit ihren eigenen Gefühlen, können Männer oft auch mit dem Mitgefühl anderer umgehen. Darüber hinaus gilt es, im Nachgang an einen Trauerfall auch noch weitere Fehler zu vermeiden.