Todesfall Suizid: So finden Angehörige Beistand, der wirklich helfen kann
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Der Tod eines nahen Angehörigen ist an sich schon eine schmerzvolle Angelegenheit. Noch schlimmer ist die Situation für Hinterbliebene aber, wenn ein von ihnen geliebter Mensch freiwillig aus dem Leben geschieden ist – was gar nicht so selten vorkommt. In Deutschland kommt es pro Jahr zu rund 10.000 Suiziden. Ein endgültiger Schritt, der denen, die zurückbleiben, schwer zu schaffen macht.
Denn bei ihnen kommen nach dem Suizid eines nahestehenden Menschen zur Trauer oft auch noch Gefühle wie Scham, Verwirrung und Schuld hinzu. Die Frage, die sie umtreibt, ist oft jene, ob sie etwas hätten tun können, um den Suizid zu verhindern. Und der Vorwurf, nicht aufmerksam genug gewesen zu sein. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass jeder Suizidtote fünf bis sieben nahe Angehörige und etwa 20 nahestehende Menschen meist fassungslos zurücklässt. Für viele von ihnen bleibt die Selbsttötung ihres Partners, Bruders oder Freundes oft über Jahre ein lebensbeherrschendes Thema, das sie nicht allein verarbeiten können.
Nach Suizid: Hinterbliebene müssen Schicksal annehmen
Für sie ist es wichtig zu verstehen, dass sie nicht für den Suizid verantwortlich sind. Um in ihrem eigenen Leben weitermachen zu können, ist das Annehmen des Schicksals deshalb von entscheidender Bedeutung. Äußerst wichtig sind deshalb Familienmitglieder, Freunde und Bekannte, die ihnen beistehen. Doch selbst dann kann es sein, dass gespendeter Trost nicht ankommt und sich bei den Hinterbliebenen das Gefühl von Hilflosigkeit und Isolation noch verstärkt. Gerade Freunde tun sich oft schwer, Hinterbliebenen nach einem Selbstmord ihre Trauer in einem Kondolenzschreiben pietätvoll auszudrücken.
Wenn die Trauer nach dem Suizid eines Angehörigen überwältigend wird und den Alltag massiv beeinträchtigt, ist es Zeit für professionelle Hilfe. Therapeuten und Trauerberater sind dann die richtigen Ansprechpartner. In manchen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein, um mit Symptomen von Depression oder mit Angstzuständen besser umgehen zu können. Und auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann weiterhelfen. Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Angebote, die unterstützen, wenn die Trauer übermächtig zu werden droht. Wichtig ist, die Trauer nicht zu verdrängen und ihr einen begrenzten Raum zu geben, um sich mit den belastenden Gefühlen auseinanderzusetzen und sie verarbeiten zu können.
AGUS, AKL und Telefonseelsorge unterstützen Hinterbliebene nach Suizid
Eine bundesweite Organisation, die Trauernden nach einem Suizid ihre Hilfe anbietet, ist der Verein AGUS (Angehörige um Suizid) mit Sitz in Berlin, der im gesamten Bundesgebiet mehr als 80 Selbsthilfegruppen betreibt. Egal, wie lange der Selbstmord eines Angehörigen auch zurückliegt, Hinterbliebene finden dort Ansprechpartner, die genau in der gleichen Situation waren und über eine langjährige Erfahrung im „Überleben“ verfügen. Sie zeigen den Trauernden in Gesprächen neue Perspektiven auf.
Adressen für die Selbsthilfegruppen des Vereins finden sich online unter www.agus-selbsthilfe.de. Per E-Mail an kontakt@agus-selbsthilfe.de werden Ansprechpartner vermittelt. Darüber hinaus finden Hinterbliebene nach einem Suizid auch beim Arbeitskreis Leben (AKL) Halt und Unterstützung. Dieser hat beispielsweise auch in Heilbronn eine Beratungsstelle.
Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen oder Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: 0800/1110111 und 0800/1110222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter https://www.telefonseelsorge.de